An der Quelle des Tao 8

 

Höchste Güte ist wie das Wasser.

Des Wassers Güte ist es, allen Wesen ohne Streit zu nützen.

Es weilt an Orten, die alle Menschen verachten. Darum steht es dem Tao nahe.

Beim Wohnen zeigt sich die Güte an dem Platz.

Beim Denken zeigt sich die Güte in der Tiefe.

Beim Schenken zeigt sich die Güte in der Liebe.

Beim Reden zeigt sich die Güte in der Wahrheit.

Beim Walten zeigt sich die Güte in der Ordnung.

Beim Wirken zeigt sich die Güte im Können.

Beim Bewegen zeigt sich die Güte in der rechten Zeit.

Wer sich nicht selbst behauptet, bleibt eben dadurch von Tadel frei.

 

Eine treffendere Metapher für das Wirken des Tao als das Wasser zu suchen wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Laotses Denkweise wurde allerdings laut zeitgenössischen Deutungen weniger von der Urkraft und Gewalt des Stromes beeinflusst – diese bevorzugt Chuang tzu – als vom Wasser als Sinnbild der Stärke von Sanftmut und Weisheit. Es weilt an Orten, die alle Menschen verachten. Darum steht es dem Tao nahe. Mit den zwei Sätzen betont Laotse das Nicht-Streben, das Sein an Stelle von Werden, den Verzicht auf Bedeutung. Er vergleicht die scheinbar niedrigste Stellung des wesenhaften Menschen mit dem Wasser, weil sich Wasser immer an den tiefsten Stellen sammelt. Flüsse brauchen Täler, Quellen das Gefälle im Gebirge, um zum Strom zu werden. Weiterlesen

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82 Jahre Leben

Heut vor 8 Jahren ist Theo gestorben. Er war 82. Ein Leben als Steuerberater – Unternehmensberater – Bauer – Schriftsteller, Maler– Taoist. Mit 2 Ehefrauen (hintereinander, nicht gleichzeitig 😉   3 Kindern, 2 Enkelkindern und inzwischen einem Urenkel, den er allerdings nicht mehr kennengelernt hat. Ein Leben mit vielen Höhen und Tiefen. Und ich glaube nicht, dass er irgendetwas davon bereut hat.

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An der Quelle des Tao 25

Es gibt ein Ding, das ist unterschiedslos vollendet.

Bevor der Himmel und die Erde waren, ist es schon da, so still, so einsam.

Allein steht es und ändert sich nicht. Im Kreis läuft es und gefährdet sich nicht.

Man kann es die Mutter der Welt nennen. Ich weiß seinen Namen nicht.

Ich bezeichne es als Tao.

Ihm mühsam einen Namen gebend, nenne ich es Groß. Groß, das heißt immer bewegt.

Immer bewegt, das heißt ferne. Ferne, das heißt zurückkehrend.

So ist das Tao groß, der Himmel groß, die Erde groß, und auch der Mensch ist groß.

Vier Große gibt es im Raum,und der Mensch ist auch darunter.

 Der Mensch richtet sich nach der Erde. Die Erde richtet sich nach dem Himmel.

Der Himmel richtet sich nach dem Tao. Das Tao richtet sich nach sich selber.

In seinem 25. Spruch zeichnet Laotse in einer poetischen, metaphernreichen Sprache die Prinzipien des ewig wirkenden Tao nach. Wir begegnen in diesem Text wieder einmal erneut dem bekannten Dilemma, mit einer für diesen Zweck unzulänglichen Sprache Wesen und Arbeitsweise eines unbekannten Urgrundes zu beschreiben. Man meint beim Lesen des Spruches förmlich Laotses Mühe auf der Suche nach einem Namen zu spüren. Dass er es Tao nennt löst das Problem nicht, weil diese drei Buchstaben keine Hinweise auf seine Wesenseigenschaften enthalten. Laotse entkommt der verbalen Zwickmühle nicht, wenn er synonym auf den Begriff Groß ausweicht. Sofort muss er nachsetzen und Groß erklären, nicht unbedingt gelungen, wie die folgenden Zeilen erkennen lassen. Der Versuch ehrt ihn, etwas niederzuschreiben, was sich jeder Beschreibung entzieht. Darum brauchte speziell dieser 25. Spruch bereits vor 2300 Jahren aus der Feder seiner Interpreten etliches an deutenden Texten. Weiterlesen

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An der Quelle des Tao 2

Wenn auf Erden alle das Schöne als schön erkennen, so ist dadurch schon das Hässliche gesetzt.

Wenn auf Erden alle das Gute als gut erkennen, so ist dadurch schon das Nichtgute gesetzt.

Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander. Schwer und Leicht vollenden einander.

Lang und Kurz gestalten einander. Hoch und Tief verkehren einander.

Stimme und Ton sich vermählen einander. Vorher und Nachher folgen einander.

 

Also auch der Berufene:

Er verweilt im Wirken ohne Handeln. Er übt Belehrung ohne Reden.

Alle Wesen treten hervor, und er verweigert sich ihnen nicht.

Er erzeugt und besitzt nicht. Er wirkt und behält nicht.

Ist das Werk vollbracht, so verharrt er nicht dabei.

Und eben weil er nicht verharrt, bleibt er nicht verlassen.

 

Würden wir die Täler zuschütten, hätten wir keine Berge mehr. Ich weiß nicht, von wem diese Weisheit stammt, aber Laotse hätte sie gut an den Anfang dieses Textes stellen können. Nach dem ersten Spruch mit der Offenbarung vom Tao, das nicht das ewige Tao ist, sobald man es benennen kann, setzt er im zweiten Spruch seines Werkes den Eckstein für das Entstehen der Polarität. Zeile um Zeile führt er uns vor, wie der menschliche Verstand sich seine Welt in Gegensätze unterteilt und wie im Grunde unser ganzer Wahrnehmungsapparat über den Vergleich der Kontraste zueinander operiert. Forscher, die sich mit dem menschlichen Verhalten befassen, schreiben uns sogar die Fähigkeit ab, ein Ding überhaupt als vorhanden zu erkennen, wenn es sich nicht durch irgendeine Kontrastwirkung von anderen Dingen unterscheidet. Praktisch so ähnlich, als würden wir einen grünen Mann vor einer grünen Wand suchen. Und nicht nur das. Unsere Psyche ist so konditioniert, dass sie ständig das Bedürfnis hat, Gegensätze miteinander zu versöhnen – sie wollen Yin zu Yang machen oder Gewalttätigkeit in Gewaltlosigkeit umwandeln. Laotse weist in der ersten Hälfte des Spruches auf die Absolutheit von Gegensätzen hin, wie sie von uns Menschen durch unser Bewerten und durch unsere Sucht nach festgelegten Formeln definiert werden. In der zweiten Hälfte weist Laotse am Beispiel seines Berufenen auf die Chancen hin, die Kontraste mit Hilfe einer bestimmten Geisteshaltung „einzuebnen“. Ich habe den Begriff einebnen aus dem taoistischen Wortschatz übernommen. Im Sinne unserer westlichen Denkungsart käme das Wort mehr dem Zuschütten der Täler nahe – was viele Menschen, mit den Untiefen des Schicksals konfrontiert, auch zu tun versuchen. Doch das meinen die Taoisten damit nicht. Weiterlesen

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An der Quelle des Tao 7

Der Himmel ist ewig und die Erde dauernd.

Sie sind dauernd und ewig,  weil sie nicht sich selber leben.

Deshalb können sie ewig leben.

Also auch der Berufene: Er setzt sein Selbst hintan und sein Selbst kommt voran.

Er entäußert sich seines Selbst, und sein Selbst bleibt erhalten.

Ist es nicht also: Weil er nichts Eigenes will, darum wird sein Eigenes vollendet?

 

In den einleitenden Sätzen seines siebten Spruches liefert Laotse uns den Hinweis auf ein Sein ohne Ende, indem er den Berufenen mit Himmel und Erde gleichstellt. Darauf Bezug nehmend schildert Chuang tzu in launigen Metaphern, wie das Tao in seiner Identität als Himmel, Erde und analog als ein Mensch des WEGES durch Nichtstun handelt, ohne dass es einen Versuch gibt, über das schiere Vorhandensein hinaus ein Selbst zu produzieren, das sich in den Vordergrund drängt: Der Himmel bedeckt alles in gleicher Weise. Die Erde stützt alles in gleicher Weise. Kleine Hügel  stapeln sich aufeinander und werden ein Berg. Flüsse fließen zusammen und werden ein großer Strom. Das Tao ist einem großen Sumpfland vergleichbar, wo Bäume aller Art wachsen. Seht den Berg an: er duldet Bäume und Felsen auf dem gleichen Hang. Weiterlesen

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Die Nebel lichten sich……

……………nicht nur im Tal unterhalb von La Costa sondern auch in der Corona-Situation. Ab morgen dürfen wir wieder Gäste empfangen, die Quarantänepflicht ist aufgehoben, ein negativer Test sollte schon noch sein. Geschäfte und Restaurants öffnen und man kann sich wieder von einer Region in die andere bewegen.

Und natürlich würde ich mich über Gäste freuen. Dazu muss ich allerdings jetzt was loswerden. Ich habe es langsam satt, mich immer wieder dafür rechtfertigen zu müssen, dass es in den Ferienwohnungen keine Fernseher gibt (Wlan gibt es!),  dass vor der Tür kein Swimmingpool ist, dass die Wohnungen klein und einfach sind, und die Ausstattung einem ganz normalen Standart entspricht. La Costa ist ein altes Bauernhaus und sollte bei der Renovierung auch genau diesen Charakter behalten.

Außerdem sind mir Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit sehr wichtig, dafür bekommen Gäste Natur pur, Ruhe und noch ein paar Extras (Töpfern, Musik, Italiensich) wenn sie denn möchten.

Die Zufahrt zum Haus ist zwar asphaltiert, aber in schlechtem Zusatnd. Also nichts für tiefliegende Sportwagen.

Wer sich jetzt trotzdem noch angesprochen fühlt, kann sich ja auf meiner Website #cascinalacosta.de#  nochmal informieren und dann vielleicht buchen.

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Ostern

Der Wetterbericht ist miserabel für die Alta Langa, der harte Lockdown wird über Ostern nochmal verschärft – die Strafen bei Nichtbefolgen sind gesalzen – Gäste sind natürlich auch nicht da, Trioproben fallen schon seit 3 Wochen wieder aus,  unser für Ostersamstag geplantes Konzert sowieso, und das alles soll auch noch bis Ende April weitergehen. Nicht unbedingt ein optimistisch stimmender Ausblick.

Auf der anderen Seite ist es schon die ganze Zeit warm und sonnig, die wilden Kirschbäume blühen, vor ein paar Tagen hab ich den ersten Kuckuck gehört und gestern früh die erste Nachtigall. Nur die Bienenfresser fehlen noch. Dafür saß 2 Nächte lang ein Nachtpfauenauge direkt neben der Eingangstür. Weiterlesen

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An der Quelle des Tao 70

Meine Worte sind sehr leicht zu verstehen, sehr leicht auszuführen.

Aber niemand auf Erden kann sie verstehen, kann sie ausführen.

Die Worte haben einen Ahn. Die Taten haben einen Herrn.

Weil man die nicht versteht, versteht man mich nicht.

Eben dass ich so selten verstanden werde, darauf beruht mein Wert.

Bis auf den Hinweis auf den „Ahn der Worte“ und den „Herrn der Taten“ scheint Laotses siebzigster Spruch im Vergleich zu anderen Verlautbarungen des Weisen leicht zu verstehen, wie er es auch in der ersten Zeile betont. Doch dieser erste Eindruck täuscht. Selbst Lin Yutang, ein profilierter Interpret alten chinesischen Schriftgutes, macht einen Bogen um den obigen Text. Er übersetzt ihn zwar, doch er lässt ihn unkommentiert stehen. Lediglich den Ahn streicht er heraus und ersetzt ihn durch „In meinen Worten liegt ein Prinzip“ und den Herrn der Taten ersetzt er durch „In den Angelegenheiten der Menschen liegt ein System.“ Im Grunde zwei platte, nichts sagende Sätze. Auch von Chuang tzu, der sonst kaum etwas auslässt, kenne ich keine Stellungnahme dazu. Dabei ist Laotses wehmütige Kritik so etwas von vernichtend in Bezug auf die Verständnisbereitschaft der Menschheit. Weiterlesen

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Weihnachten 2020

Allen Taoleserinnen und Taolesern wünsche ich schöne, ruhige und    besinnliche Feiertage und einen guten Jahresanfang.        

ich habe ganz bewußt kein Winterbild ausgewählt, sondern eines mit Hund, Katzen, Blumen, grüner Wiese, um meine Hoffnung auszudrücken, dass wir im kommenden Jahr das alles wieder genießen können. Und dass vielleicht der eine oder die andere es sogar hier genießen kann.

Bis dahin gebt alle auf euch und die anderen acht und bleibt gesund,                                        Sabine

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An der Quelle des Tao 43

Das Allerweichste auf Erden, überholt das Allerhärteste auf Erden.

Das Nichtseiende dringt auch noch ein in das, was keinen Zwischenraum hat.

Daran erkennt man den Wert des Nicht-Handelns.

Die Belehrung ohne Worte, den Wert des Nicht-Handelns

erreichen nur wenige auf Erden.

Wieder lassen Laotses Formulierungen Annäherungen an Protokolle subatomarer Versuchsreihen erkennen, wo Teilchen durch scheinbar undurchdringliche Materie geschossen werden. Mich würde ein Phantasiedialog interessieren, in dem Laotse zu neuzeitlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen Stellung nimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass den Mann des Tao nichts davon überraschen würde, so wenig, wie der Anblick eines rosaroten Elefanten ein kleines Kind aus dem Gleichgewicht brächte. Es würde das Vorhandensein des Fabeltiers einfach ohne besonderes Aufhebens als selbstverständliche Gegebenheit ansehen, so spektakulär uns Erfahrenen, Konditionierten ein solcher Anblick vorkommen würde. Laotse hat seinen Schriften nach zu urteilen, niemals versucht, andere durch provokativ betonte Intelligenz zu beeindrucken. Manche seiner Reden sind in der Wortwahl so schlicht, dass sie ebenso gut von einem Toren stammen könnten. Weiterlesen

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Lust auf Tao-Gespräche?

vielleicht hier…….

 

 

 

 

 

 

 

 

 

…….mitten in der Natur?  Wo man das Tao, das man nicht erklären kann vielleicht besser versteht? Wo sich manches auch ohne Worte erklären läßt.                                                     Gerne  lasse ich mich   zu einem  Gespräch über das Tao mit meinen Gästen ein.  Natürlich kann ich Theo nicht ersetzen, aber etwas von dem, was er in seinen Seminaren vermittelt hat, kann ich weitergeben.                                                                                                                Und  La Costa ist der Ort, wo man in Ruhe darüber nachdenken kann,  wo man auch ganz alleine sein kann, wenn man es möchte , wo Corona und anderer Wahnsinn weit weg sind, und man wieder Kraft für den Alltag tanken kann.

 

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Das Tao in Zeiten von Corona 2

Der Sinn, der sich aussprechen läßt,                                                                                                ist nicht der ewige Sinn.                                                                                                                          Der Name, der sich nennen läßt,                                                                                                         ist nicht der ewige Name.

So beginnt der erste Spruch aus Laotses Tao te king. Vielleicht erklärt er ja besser, warum alle philosophischen Erklärungsversuche uns in solchen schwierigen Zeiten nicht wirklich weiterbringen.                                                                                                                                   Und ich versuch’s auch noch mit zwei Bildern. Das obere ist ein Maulbeerbaum, der auf unserer Wiese steht.  Ich weiß nicht, wie alt er ist, vielleicht 100 Jahre. Vor einigen Jahren ist er in einem sehr kalten Winter mal fast erfroren. Aber schaut ihn an, ist er nicht eine wunderbare Erklärung für das Tao?                                                                                              Das untere Bild habe ich vor einigen Tagen an der Hauswand aufgenommen. Es ist die Larve eines Heupferds, so groß wie der Nagel meines kleinen Fingers. Was Besseres fällt mir als Erklärung jetzt nicht ein!                                                                                              Sabine

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Das Tao in Zeiten von Corona

In den letzten Wochen habe ich eine interessante Feststellung gemacht.  Sowohl auf den Ferienhausportalen als auch auf meiner Website Cascina la Costa gibt es kaum noch Besucher. Ist nicht weiter verwunderlich, ich würde im Moment auch keine Reise nach Italien planen. Dafür ist aber jede Menge Betrieb auf diesem Blog hier und auf der TonundTao Seite.

Ich wage jetzt mal eine Interpretation.

Die Menschen sind verunsichert, haben zum Teil wirklich Angst. Und suchen jetzt eine Erklärung – außerhalb der wissenschaftlichen Erklärung – und vielleicht auch ein Rezept, wie man mit all dem umgeht. Und erinnern sich daran, es gab da mal was, nannte sich Tao. Oder sie entdecken es ganz neu, z.B. über ein Buch.

Und jetzt? Das Tao ist kein Gott, zu dem man beten kann, dass dieses Virus so schnell wieder verschwindet wie es gekommen ist. Es ist auch kein Rezept, das ich eben mal anwende, wenn ich mich in einer schwierigen, möglicherweise auch gefährlichen Situation befinde. Genauso wenig, wie es eine Philosophie ist, nach der ich nur in Friede-Freude-Eierkuchen-Zeiten lebe.

Der Taoismus ist eine ganzheitliche Lebensphilosophie, die nur dann wirklich funktioniert, wenn ich sie immer und in allen Lebensbereichen anwende.

D.h. es gibt Dinge, die ich tun kann und auch tun sollte, nämlich weder mich noch andere durch Leichtsinn gefährden, und es gibt Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe, das Virus ist nun mal da.

WuWei heißt nämlich nicht – wie es oft mal missverstanden wird – generelles Nichtstun, sondern es heißt, dann handeln, wenn der richtige Zeitpunkt da ist, die Füße still halten, wenn es nicht der richtige Zeitpunkt ist. Die beiden Dinge voneinander zu unterscheiden, ist vielleicht das wirklich Schwierige am Taoismus.

Das Tao wird nicht verhindern, dass das Virus sich weiter ausbreitet, das können nur wir selber tun. Aber das Tao kann – vielleicht zusammen mit dem Virus –  bewirken, dass wir uns mal wieder auf das Wesentliche besinnen, dass wir erkennen, mit wie viel Hohlem und Unwesentlichem wir uns täglich umgeben, und dass wir das zum Anlass nehmen, unser Leben und unsere Einstellung dazu ein bisschen zu verändern.

 

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An der Quelle des Tao 42

Das Tao erzeugt die Eins. Die Eins erzeugt die Zwei.

Die Zwei erzeugt die Drei. Die Drei erzeugt alle Dinge.

 Alle Dinge haben im Rücken das Dunkle und streben nach dem Licht,

und die strömende Kraft gibt ihnen Harmonie

Laotse skizziert im 42. Spruch in wenigen Sätzen die Schöpfungsgeschichte. Sie ist allerdings nur erkennbar, wenn man davon ausgeht, dass das Universum nicht wie es in der Bibel steht, Stück für Stück von einem recht menschenähnlichen Schöpfer erschaffen wurde, der dann zum Schluss, sozusagen als Krönung, nach seinem Ebenbild uns Menschen in die vorgefertigte Welt setzte. Wenn wir hingegen Stephen Hawkings These vom Universum in der Nussschale akzeptieren, dann waren alle Dinge – die Taoisten sagen Die zehntausend Dinge dazu – am Anfang hoch komprimiert als schiere Energie in einem vielleicht nur erbsengroßen Kern enthalten. Wo dieser allerdings herkam, darüber schweigt die Theorie. Vielleicht waren es die komprimierten Reste einer älteren schöpferischen Versuchsreihe, wer weiß. Laut Laotse hat sich das Universum im Verlauf der Evolution selbst organisiert. Als Buchtipp darf ich Ihnen eine Arbeit von Professor Hermann Haken vorstellen, die sich umfassend mit Synergetik, der Lehre vom Zusammenwirken befasst. Haken legt darin die Formel offen, wie die Zehntausend Dinge der Taoisten sich selbst organisieren, unabhängig davon, ob es sich um unbelebte Phänomene wie Steinformationen, um animalische Lebensformen oder um den Menschen selbst samt seinen soziologischen Verhaltensmustern handelt.  Wer sich vorurteilslos mit solchen Aussagen befasst, deren Glaubwürdigkeit für mich (mit einigen Ausnahmen) außer Frage steht, beginnt zu ahnen, dass wir von Laotse ebenso wie von der Wissenschaft mit einer Ursprungstheorie konfrontiert werden, die keine Ähnlichkeit mehr mit unseren alten Grundannahmen hat. Wenn Sie sich mit der Vorstellung eines Universums anfreunden, das sich bis zurück zum Urknall mit allen seinen Erscheinungen selbst, und vielfach frei nach Darwin nach dem Zufallsprinzip organisiert hat, dann stellt sich zwangsläufig die Frage, ob dieses Etwas, das sich hinter dem Sicht- und Erlebbaren hypothetisch befinden müsste, in der gesuchten Form womöglich gar nicht existiert, weil es im Wahrgenommenen bereits implizit ist. Wäre es nicht vorstellbar, dass die von den Religionen in Glaubenslehren verwandelten Resultate der Evolution bereits die Antwort selbst sind? Was bedeuten würde, dass Kernphysiker mit der Beschreibung subatomarer Versuchsreihen zugleich den Ursprung definieren würden, mit dem sie zu allem Überfluss auch noch identisch sind. Weiterlesen

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heute vor 6 Jahren ist Theo gestorben. Das Foto ist 2 Monate vor seinem Tod aufgenommen, an seinem 82. Geburtstag.

Eigentlich ging es ihm zu der Zeit auch noch relativ gut. Aber wir wußten, dass das Ende absehbar war. Aber bis zu  einer Woche vor seinem Tod ist er immer den ganzen Tag auf gewesen, hat mal ein paar seiner geliebten Rosen geschnitten, sich mit unseren Gästen unterhalten, ein bisschen Schach gespielt.

Erst in der letzten Woche vor seinem Tod ist er nicht mehr aufgestanden. Und so schwer diese Woche war, werde ich immer dankbar dafür sein, dass er in Ruhe zu Hause in seinem eigenen Bett sterben konnte. Und dass ich Freunde hatte, die ich anrufen konnte, als es passiert war, und dass meine Freundin Silvana sofort kam und sich um die notwendige Bürokratie  gekümmert hat. Und dass in den darauf folgenden 2 Tagen, in denen Theo hier in der Cantina aufgebahrt lag, so viele Menschen aus Murazzano und Umgebung gekommen sind, um  von ihm Abschied zu nehmen.

Und dass auch seine Einäscherung nur mit 2 Freunden und dem Bürgermeister so war, wie er es gewollt hätte.

Jetzt steht seine Urne unten im Garten, ab und zu gehe ich hin, aber es hat keine große Bedeutung für mich. Es ist Asche. Sein Geist lebt hier weiter

 

 

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