Bühnenreife – wie im Theater – unsere Rolle vor dem Publikum – wie wir uns selbst erleben – nehmen wir das Selbst-Erleben eigentlich korrekt zur Kenntnis? Wir blicken auf unser Leben und fühlen uns wie ein Schauspieler, der auf der Bühne den Hamlet spielt. Er lebt in seiner Rolle, identifiziert sich mit der Phantasiegestalt, und es mag Phasen geben, wo er überlegt, wer er wirklich ist – wie Chuang tzu, der sich fragte, ob er Chuang tzu sei, der träume, er wäre ein Schmetterling oder ein Schmetterling, der träumte, er sei Chuang tzu. Hier ist der Konflikt: Unser Mime muss die Figur des Stückes und synchron dazu sich selbst leben und fähig sein, beides auseinander zu halten.
Warum verstellt sich der Mensch? Heute scheint es extrem zu sein, man will, man muss beliebt sein, man muss ankommen – zum Teil bei Leuten, neben denen ich nicht mal begraben sein wollte. Es ist die Angst, ein Niemand zu sein. Man trägt seine Trophäen zur Schau – egal, ob es geistige oder materielle Besitztümer sind, die errungen worden sind. Man zeigt, was man hat und will von den anderen das gleiche sehen.
Der Mensch des Tao käme gar nicht auf die Idee, sich anders zu geben, als so, wie er wirklich ist. Er hat es nicht nötig, anderen gegenüber eine Rolle zu spielen, die fortgesetzt anstrengt und ihm am Ende, wenn er durchschaut wird, nur Ärger und Ablehnung einbringt. Dann zieht er es vor, lieber von vornherein abgelehnt zu werden – Leute, die nichts von mir wissen wollen, wenn ich mich so zeige, wie mir zumute ist, die mögen unter ihresgleichen bleiben, in ihrer Welt, der Welt des Scheins, der Rollenspiele auf der Bühne ihres alltäglichen Lebens. Theo Fischer
Wie so oft spricht mir Theo hier aus dem Herzen. Eine Lektion, die man sich immer wieder vor Augen führen sollte, damit man sie nicht vergißt und nicht dem Wahnsinn unserer Zeit verfällt.
Viele Grüße,
Timo
Polonius sagt in HAMLET…… „Sei ehrlich zu dir selbst, und daraus folgt wie die Nacht auf den Tag, dass du zu keinem Anderen falsch sein kannst.“
Liebe Grüße an Alle Gitti
tja, genau so ist es.
Ich verstelle mich nicht und lebe wie ein Mensch des Tao, so wie es Theo beschreibt, ein Mensch des Tao eben leben würde. Und das macht wirklich sehr einsam. Ich frage mich so oft, wie lange halte ich das noch aus? Wie hat Theo das ausgehalten? Aber er hat es ja gar nicht mehr ausgehalten….
Auch ich habe mich dem TAO verschrieben und fühle mich sehr einsam und irgendwie überflüssig. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich das „Nicht-tun“ nicht mit antriebslos verwechsle und keine Wünsche und Ziele mehr verfolge. Ich hoffe, immer einmal wieder über dieses Portal Unterstützung zu bekommen und weiterhin auf dem WEGE bleibe.
Liebe Grüße an allee……aus Hamburg
ach Ihr liebe Einsamen, Alleingelassenen, so ist es doch garnicht. Theo hat sich nie einsam oder alleine gefühlt, er konnte mit jedem reden – ohne sich zu verstellen! – er ist auch mit seiner Krankheit offen umgegangen – jeder im Dorf hier wußte es – aber er hat eben auch akzeptiert, dass es Menschen gab, zu denen er keinen Zugang hatte oder umgekehrt. Es hängt doch immer von mir alleine ab, was ich draus mache. Erinnert Euch doch an die Geschichte vom Ochsen und seinem Hirten. Im letzten Bild kehrt der Hirte in sein Dorf zurück, auf den Markt, er lebt sein Leben.
„Ein weiser Mensch
ist wie eine weiße Wolke,
die am Himmel dahin zieht,
nicht wissend wohin,
aber voller Vertrauen .
Wohin der Wind sie auch weht,
dort wird ihr Ziel sein .
Wir müssen es nur zulassen,
einfach geschehen lassen !“
Ich weiß nicht, woher dieses Zitat stammt, aber ich lebe es und komme mir oft gar nicht so weise vor. Vielleicht sollte man es nicht so wörtlich nehmen?
Ja, ich habe tatsächlich keine Wünsche und Ziele mehr, wie Hans-Peter es für sich befürchtet. – Tja
Hallo, an alle!
Theo hatte in seinem Beitrag am 29.09.2013 „Wirklichkeit“ ein Zitat von Hermann Hesse eingestellt. Sehr gut habe ich mich in das hinein versetzen können, hat es doch meine Gedanken und meine Gefühle sehr gut getroffen:
„Die Dinge, die wir sehen, sind dieselben Dinge, die in uns sind. Es gibt keine Wirklichkeit als die, die wir in uns haben. Darum leben die meisten Menschen so unwirklich, weil sie die Bilder außerhalb für das Wirkliche halten und ihre eigene Welt in sich gar nicht zu Worte kommen lassen. Man kann glücklich dabei sein. Aber wenn man einmal das andere weiß, dann hat man die Wahl nicht mehr, den Weg der meisten zu gehen.“
Ich kenne dieses Gefühl, des „Anders-Sein“, das einen gelegentlich überfällt und gelegentlich auch das Gefühl gibt, „nicht dazu zu gehören“ – aber: wie es Hesse formuliert: „ …Aber, wenn man einmal das andere weiß, dann hat man die Wahl nicht mehr, den Weg der meisten zu gehen“.
Denn man hat das „Glück der Authenzität“ erfahren, will man diesen (wenn auch nicht immer dauerhaften) Zustand und diese Erfahrung nicht mehr missen… – Authenzität hat einen „Preis“, der aber nie zu hoch ist, denn nur in ihr erleben wir „wahres“ Glück.
Hierzu ein kleines Gedicht, für alle, die sich in dieser Authenzität gelegentlich mit dem Gefühl der Einsamkeit konfrontiert sehen:
… Was ist wahres Glück?
Verfolge den Weg in dein Ich –
Zu deinem wahren Selbst
Zurück.
Dort liegt dein Glück bereit.
Musst mit der äußeren Welt nicht brechen.
Denn sie ist – wie du.
Finde in all dem Toben
Um dich herum
Zu deiner Mitte.
Zu deiner inneren Ruh‘ –
Zu deinem Selbst.
Denn: Das bist Du!
Je
Herzlichst
Eure JE
Chapeau, Theo Fischer! Ich freue mich, diese posthum veröffentlichen Texte zu lesen.
Beliebt sein um jeden Preis – „…zum Teil bei Leuten, neben denen ich nicht mal begraben sein wollte“ – da erscheint es mir doch als köstlicher Luxus, mich von eben diesen fernzuhalten.
Und da ohnehin alles mit allem verbunden ist, kann es so etwas wie Ein-samkeit nicht geben.
Aber man hat die freie Wahl, wen man näher an sich heranlassen möchte und wen nicht.
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Auf diese Seite habe ich gefunden, weil ich wieder einmal in einem Buch von Herrn Fischer Rat suchte und den Wunsch verspürte, ihn persönlich kennen zu lernen.
Auf der Suche nach aktuellen Seminaren las ich dann die Nachricht, dass er sich bereits auf den Weg gemacht hat.
So möchte ich die Gelegenheit nutzen, und Ihnen, liebe Frau Fischer, meine aufrichtige Anteilnahme an Ihrem grossen Verlust mitteilen.
Mit herzlichen Grüssen
Chrissa