Die Hilfe

Die Hilfe muss einer Quelle entspringen,
die dasselbe Herz hat wie wir,
so dass zwischen ihr, der Quelle, und
uns ein Strom gemeinsamen Empfindens fließt.
Die Quellkraft muss in uns
und doch außerhalb sein.
Wäre sie nicht in uns, verstände sie uns nicht.
Wäre sie nicht außerhalb, sie unterläge den gleichen Bedingungen.
Das ist ein ewiges Problem –
zu sein und nicht zu sein,
innen und doch außen zu sein,
unendlich und doch bereit,
dem Endlichen zu dienen,
voller Absicht und ohne Absicht.
Daisetz Taitaro Suzuki

Den poetischen Text von Suzuki möchte ich nicht dadurch seiner Dichte berauben, dass ich ihn erkläre. Lassen wir ihn für sich sprechen und auf unser Unbewusstes einwirken. Lieber erlaube ich mir ein paar vielleicht ernüchternde Randbemerkungen. Es gibt keine verbriefte Garantie, dass die Instanz, von der wir Hilfe erwarten, detailgenau auf unsere Forderungen eingeht. Wenn wir unseren Willen nicht bekommen, heißt das freilich nicht, wir würden im Stich gelassen. Wenn das Schicksal uns eine Tür vor der Nase zuknallt, sollten wir nicht mit Gewalt dagegen anrennen oder bei unseren Hilferufen darauf bestehen, dass genau diese Tür wieder aufgeht. Intelligenter ist, uns umzuschauen, wo eine andere Tür sich öffnet. Was in Klartext heißt, wenn mein Würstchenstand nicht mehr läuft, sollte ich keine Schulden machen, um ihn, koste es was es wolle am Leben zu erhalten. Hier wäre eher der Moment gekommen, wo ich mir Gedanken über meine brach liegenden Begabungen machen und vielleicht genau das realisieren sollte, was mir schon immer als Lebensziel vorschwebte. Es ist ein Stück Weisheit, bei Nichthilfe den Wink des Schicksals mit dem Zaunpfahl zu erkennen, und nun endlich den richtigen Weg einzuschlagen.

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7 Antworten zu Die Hilfe

  1. Katharina sagt:

    und so lange der Würstchenstand läuft und die Existenz solide sichert, sollte man sich wenig Gedanken um brach liegende Begabungen machen…

    • gitti sagt:

      Im Text steht „Das ist ein ewiges Problem zu Sein und nicht zu Sein“.Ich stelle mir auch oft die Frage soll ich immer solange zuwarten bis der „Würstchenstand“
      nicht mehr läuft und ich in eine Krise gerate?

      • Theo Fischer sagt:

        Hallo Gitti,
        die Metapher mit dem Würstchenstand sollte nicht falsch verstanden werden. Die Signale eines Szenariums meines Lebens können beim Eintreten von Störungen ganz leise beginnen, wie vereinzelte Motorgeräusche bei einem alten Auto. Dann nehmen die Geräusche zu, werden lauter, um schließlich bei einem Kolbenklemmer zu enden. Wie früh oder spät jemand eine Veränderung merkt oder zu registrieren bereit ist, ist individuell sehr verschieden. Manche warten ab, bis die Karre buchstäblich im Dreck stecken bleibt, andere reagieren hypernervös bei den geringsten Anzeichen einer Störung – und treffen oft genug voreilige Entscheidungen. Im Grunde sagen uns die eigenen Instinkte, die eigene Intuition, wann es Zeit ist, das alte Auto zu verschrotten oder den Würstchenstand zu verlassen.
        TF

        • gitti sagt:

          Genau das ist es…..danke Herr Fischer, Sie haben die Gabe das Wesentliche auf den Punkt zu bringen , ohne belehrend zu wirken,das macht auch ihre Bücher so wertvoll.
          liebe grüße!

  2. Lieber Herr Fischer

    Einfach grandios Ihre Ergänzungen zum poetischen Text von Suzuki! Ihre Begabung, Herr Fischer, die Dinge in einfacher und klarer Sprache steht’s auf den wesentlichen Punkt zu bringen, erstaunt mich immer wieder aufs Neue… Ja, solche Menschen braucht die Welt dringend…!

    In Ihrem poetischen Text wie auch in Ihrer für mich grandiosen Ergänzung erkenne ich ewige Seins Wahrheiten…; gehorchen wir diesen Gesetzten, wird sich steht’s zur richtigen Zeit die richtige Tür öffnen…

    Es blitzen in mir die Gedanken von Ralph Waldo Emerson auf…:

    Jeder von uns hat seine eigene einmalige Berufung. Nach einer Richtung hin öffnet sich ihm die weite Welt. Seine Veranlagung, sein Talent, sein Charakter ist der Ruf, seine Fähigkeiten zu entfalten… Geschieht das, dann gibt es keine Schranken! Der Grad seiner Selbstentfaltung und Leistung hängt von der Art und Weise ab, wie die Weltseele in seine Seele hineinflutet und sich ihn ihr verwirklicht…!

    Die Eigengesetzlichkeit deiner Natur führt dich zu Aufgaben, die nur von dir vollkommen gelöst werden können, die kein anderer zu einem gleichen Ende zu führen imstande ist. Im Grunde gibt es keine Nebenbuhler. In dem Masse, wie du deine ureigenen Kräfte zu Rate ziehst und betätigst, unterscheidet sich deine Arbeit von der jedes anderen Menschen und offenbart sich als Meisterwerk. Dein Ehrgeiz entspricht genau deiner Seelenkraft. So hat jeder Einzelne seine Berufung durch die Allmacht, dass er ein nur ihm eigenes Werk vollbringe…!

    Auch die nachfolgenden Gedanken dürfen eingeblendet werden; mögen sie ebenfalls zum nachdenken anregen…:

    Die Chinesen haben für das Wort Krisis zwei Schriftzeichen. Das eine bedeutet Problem, das andere offene Gelegenheit. Hierin liegt ein tiefer Sinn, eine Herausforderung. In der Tat öffnet jedes Problem die Tür zu neuen Gelegenheiten, zu unerwarteten Möglichkeiten der Entwicklung, weil es uns zwingt, neue Wege einzuschlagen…!

    Weiterhin wünsche ich Ihnen, lieber Herr Fischer, Tatkraft im Fluss des Tao…. Mit herzlichen Grüssen,

    Albrecht Lauener

  3. Taononymus sagt:

    Hallo an Alle 🙂

    die Lehre, die vom Bild mit der Würstchenbude im Hinblick auf Lebensberufung, Beruf und Erwerbsleben so treffend auf den Punkt gebracht wird, kann glaube ich auch im Bereich Beziehungen nützen.
    Leute, die immer wieder von Freunden, Freundinnen, Lebenspartnern, Verwandten oder Kollegen tief enttäuscht werden, können sich sicher einigen Frust ersparen wenn sie beginnen, die von den anderen NICHT ausgesendeten Signale wahrzunehmen.

    Leider ist das gerade im Beziehungsbereich besonders schwierig denn viel zu leicht sieht man im Anderen nur das, was man sehen will, ersetzt die eigentlich fehlenden Signale durch eigene Vorstellungen und reibt dann immer mehr Lebensenergie in ungesunden Beziehungen auf, unter Umständen bis man ausgebrannt ist.
    Eine solche „Würstchenbude zuzumachen“ kann dann schon sehr viel schmerzhafter sein als ein Jobwechsel.

    Viele Grüße und einen schönen Sonntag noch,
    Taononymus

  4. Chris sagt:

    „sieht man im Anderen nur das, was man sehen will“ – Taononymus, das ist ein Vorurteil, und mit solchen Vorurteilen ist es nicht möglich, eine glückliche Beziehung zu haben. Natürlich bist du dann von den Leuten enttäuscht, wenn sich herausstellt, wie sie wirklich sind.

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