Gespräch mit einem Arbeitslosen

(T: Taoist – A: Arbeitsloser)
A: „Wenn ich selber das Tao bin, wie du behauptest, dann wäre ich ja Gott gleich. Falls das stimmt, frage ich mich, warum es mir dann so schlecht geht und ich nichts dagegen tun kann.“
T: „Mal sachte mit der Braut. Du kannst erstens Gott und das Tao nicht in einen Topf werfen. Nach deinem Glauben ist Gott der Schöpfer aller Dinge und er ist getrennt von ihnen, steht gewissermaßen darüber und sorgt von dieser erhabenen Position aus, dass die Welt im Lot bleibt. Und wenn du zu Gott betest und um Hilfe bittest, um einen Arbeitsplatz zum Beispiel, dann erwartest du, dass er vom Himmel herab eingreift. Und wenn der Arbeitsplatz dann ausbleibt, sagst du dir eben, du hast dich beim Einhalten der göttlichen Gebote nicht genug zusammengerissen – du warst nicht brav genug, nicht würdig für eine Erhörung deines Gebetes um Arbeit.“
A: „Und das Tao? Wenn man es nicht mit Gott, der dem unbußfertigen Sünder die Hilfe verweigert, verwechseln darf, reagiert es denn gnädiger, wenn dieser Sünder dringend einen Job braucht?“
T: „Das Tao funktioniert so überhaupt nicht. Der Urgrund, aus dem alle Dinge hervor gehen, ist der unbewegte Beweger, er tut nichts und doch bleibt nichts ungetan. Das Tao in seiner Eigenschaft als Quell aller Dinge ist zugleich von einer kosmischen Stille, ja Gleichgültigkeit, es ist phantastisch ursprünglich und kreativ und jenseits aller Zeit in der – und das ist für dich zunächst schwer zu verstehen – auch alle Liebe des Universums enthalten ist.“
A: „Wenn es sich mit dem Tao so verhält, dann ist meine Sache wirklich reif zum Aufgeben. Ich glaub, ich geh und kauf mir einen Strick.“
T: „Du bist auf den Gaul gesprungen und jetzt fällst du auf der anderen Seite herunter. Hör zu: Das Tao ist nicht nur der Urgrund, der Verursacher aller Dinge geblieben – es ist die Dinge, die aus ihm hervorgehen und wieder dorthin zurück fließen selbst. Das ist der Unterschied. Und wenn das Tao, sozusagen in Personalunion die Dinge selbst ist, dann ist es auch du und ich. Es ist alles, es gibt nichts, was das Tao nicht ist.“
A: „Schön und gut, aber dafür kann ich mir auch nichts kaufen.“
T: „Sei nicht so voreilig. In dem Augenblick, da du das erkennst, nämlich, dass du und das Tao eines seid, dann kannst du daraus doch logisch folgern, dass dieser unbewegte Beweger, diese immense kosmische Energie, ebenso zu deiner Identität als Individuum gehört, wie dein Name und dein Körper, samt deinem Gehirn, das so krude Gedanken wälzt. Und diese Energie, die zugleich Intelligenz ist, jene Intelligenz, welche das ganze Universum erfunden hat, kann unter bestimmten Voraussetzungen in dir wirksam werden – und dann ist auch deine Arbeitslosigkeit kein Problem mehr.“
A: „Also, wenn ich richtig verstanden habe, brauche ich bloß daran zu glauben, dass ich das Tao bin, dass es in mir ist, und dann kriege ich demnächst einen neuen Job.“
T: „So funktioniert das leider nicht. Du denkst in dem Muster einer westlichen Religion. Du verfällst dem Wahn, man brauche nur genügend zu glauben und dann gerieten die Dinge ins Lot. Und wenn sie es nicht tun, dann bleibt dir immer noch als Trost die Ausrede, dein Glaube sei eben nicht stark genug für die Lösung des Problems gewesen.“
A: „Jetzt nimmst du mich auf den Arm. Wenn ich nichts glauben darf, wie kann das Tao dann eingreifen. Ich wette, dein Tao erhört auch keine Gebete.“
T: „Diese Wette würdest du gewinnen. Aber du brauchst dem Tao, das du selber bist, keine Gebete zu schicken. Du müsstest – das klingt schon ein bisschen komisch – zu dir selber um eine neue Stellung beten. Doch Schluss mit diesen Spekulationen. Um Hilfe aus dem Tao zu gewinnen, sind andere Schritte nötig, und diese Schritte konzentrieren sich nicht auf ein einziges kleines Problem, um dessentwillen du bereit wärst zum Taoismus zu konvertieren. Dir geht es doch einzig darum, eine neue Stellung zu finden und da wäre dir inzwischen jedes Mittel recht, nicht wahr?“
A: „Ich würde wie Faust sogar einen Pakt mit dem Teufel schließen, um endlich aus dieser Misere herauszukommen.“
T: „Das kannst du billiger haben. Das Tao ist wie ein Spiegel auf dem Grund deines Bewusstseins. Dieser Spiegel reflektiert alles, was sich in deinem Leben und in der Welt um dich her ereignet. Dieser Spiegel nimmt ebenso deine Gedanken und Gefühle auf, wie immer sie sich in ihrem ständigen Wechsel ausdrücken. Das ist die Ausgangssituation und es würde für den Anfang genügen, wenn du die Möglichkeit einräumst, dass es sich in deinem Innenleben so wie ich es eben beschreibe verhält.“
A: „Na gut, das mit dem Spiegel kann ich mir vorstellen. Während ich dir zuhörte, bin ich sogar einen Schritt weiter gegangen und habe realisiert, dass eigentlich mein ganzer Wahrnehmungsapparat, jede Faser meines Organismus bis hin zu den Hirnzellen diesen Spiegel bilden. Er ist wie blank poliert, solange meine Gedanken und meine verzweifelten Wünsche nicht wie Hagel darauf prasseln.“
T: „Stimmt genau, dein Bewusstsein ohne den Lärm der Gefühle und Gedanken ist dieser Spiegel, ist das Tao.“
A: „Aha, dann brauche ich also nur den Denk- und Gefühlsapparat anzuhalten und das Tao und ich stehen uns gegenüber.“
T: „Du fällst wieder in deine Milchmädchenrechnungen zurück. Deine Formel geht nicht auf, denn wenn dein Denkapparat den Mund hält – ich bezweifle, dass er das länger als ein paar Sekunden schafft – dann gibt es in dir drinnen niemanden mehr, der dem Tao gegenüber stehen und ihm ergo begegnen kann.“
A: „Einige Momente dachte ich, ich hätte dich verstanden, aber jetzt bin ich wieder voll aus der Kurve. Ich denke, ich geh mich jetzt von meinem letzten Geld besaufen.“
T: „Habe noch ein wenig Geduld. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Was ich dir zu vermitteln suche, ist nur für den Verstand so ungewohnt. Die Philosophie der alten Taoisten versteht der Dorftrottel wahrscheinlich besser und leichter als der Klassenprimus. Ich verlange nicht, dass du deinen Verstand ausschaltest, das gelingt ohnehin nicht – oder nur zur Paarungszeit, aber versuche doch bitte, während du mir zuhörst, nicht im Geist mit mir zu argumentieren. Lass einfach die Worte auf dich einwirken, ohne sie abzulehnen. Du brauchst sie auch nicht anzunehmen. Lass sie stehen, wie sie sind. Es geht bei unserem Problem ganz und gar nicht darum, ob du deine Gedanken beherrschen kannst und Herr deiner Gefühle bist, es geht darum, ob du bereit bist, dein Bewusstsein, wie wir es beschrieben haben, als die Präsenz des Tao zu erkennen. Ohne Glauben, ohne durch dein Akzeptieren in ein neues, anderes Rollenspiel zu verfallen. Gehe einfach davon aus, dass dein Lebensgefühl an sich bereits alles Unbekannte, Unbeantwortete des Seins enthält. Gib den intellektuellen Widerstand gegen etwas Neues, schwer Verständliches auf. Denn mit diesem Aufgeben tust du zugleich den ersten Schritt in Richtung der Lösung deines Problems.“
Hier folgt eine längere Pause, dann fährt A fort: „Wenn ich den Widerstand dagegen aufgebe, dass mein Lebensgefühl, der Grund meines Bewusstseins, das Tao ist, dann bekomme ich Angst, niemand mehr zu sein. Ich habe dann das Gefühl, zum Nichts, zur Unperson zu werden, wenn meine Identität so vollständig im Hintergrund verschwindet. Es ist eh schon schlimm genug, wenn meine Arbeitslosigkeit mich an den Rand der Gesellschaft zu drängen beginnt.“
T: Mit dem Aufgeben der Illusion vom Individuum, das von allem, was außerhalb seiner Haut liegt, getrennt ist, verändert sich an deinem gesellschaftlichen Status überhaupt nichts. Der Zustand des Zusammenhangs mit dem Ursprung aller Dinge existiert von Anbeginn, du gibst nur einen Wahn auf, den Millionen oder sogar Milliarden mit dir teilen, das ist alles. Und mit dem Verblassen des Subjekts, das um seine Existenz ringend 90 Bewerbungen vom Stapel ließ, tritt eine andere Wirkkraft in dein Leben – vorausgesetzt, du bleibst so konsequent bei der neuen Einsicht, wie du dein bisheriges Leben bei der falschen verharrt hast.“
A: „Das klingt zu schön um wahr zu sein. Lass mich noch mal wiederholen, ob ich recht verstanden habe: Wenn mir dämmert, dass mein Bewusstsein ohne die darauf einwirkenden Denkprozesse und Gefühlsbewegungen, die auf der anderen Seite schließlich mich, den individuellen Menschen definieren und von seinen Erfahrungen unterscheiden, wenn mir klar wird, dass dieses reine Bewusstsein das Tao pur ist, wenn ich das als Tatsache festhalte – es nicht glaube, sondern als veränderte Grundannahme bewahre – dann ändert sich mein Schicksal. Wie das passieren soll, ist mir freilich nach wie vor unklar. Und wenn es so ist, zerstört denn dann mein Denken und eine möglicherweise verkehrte Art zu Fühlen diese Beziehung nicht rasch wieder?“
T: „Bei der ganzen Geschichte ist dein Ich oder Selbst oder wie du dich nennst, nur insoweit beteiligt, als du bereit bist, dich zu der Einsicht durchzuringen, dass du als Individuum mehr oder weniger das Abfallprodukt deiner Erfahrungen und Erinnerungen bist, das nur durch seine niemals Atem holenden Denkprozesse verhindert, dass es sich als das Nichts erlebt, das es tatsächlich ist. Dein Hirn gelangt zur Einsicht dieser Tatsache und lenkt seine Aufmerksamkeit auf die Hauptsache – auf das Bewusstsein und auf dessen unmittelbares Erleben. Das ist alles, was du tun kannst. Das Tao, das Unermessliche, bricht von innen her zu dir durch. Damit übernimmt eine außerordentliche Intelligenz das Ruder deines Lebens und sendet dir in allen Situationen und Herausforderungen seine Signale. Du wirst dein Handeln künftig nach völlig anderen Kriterien als bisher ausrichten. Alle Anstrengung, alle Qual der Wahl des richtigen Entschlusses fällt fort. Alles Erleben wird sich weiterhin in deinem Bewusstsein spiegeln, auch deine Gefühle und Gedanken. Aber es wird in Zukunft keinen Denker von Gedanken und Fühler von Gefühlen mehr geben, der getrennt von diesem Spiegel existiert.“
A: „Ich habe tatsächlich, welch ein Wunder, verstanden. Ich ändere meine Einstellung eigentlich nur um einige winzige Grade von mir weg auf das Ganze zu. Das Tao, das der Spiegel in mir ist, nimmt alles Geschehen auf und gibt die Impulse zur Tat, ohne dass ich mir den Kopf darüber zerbrechen muss, wie ich mich entscheide. Was, meinst du, wird dann bezüglich der von mir gesuchten Stellung passieren?“
T: „Warst du in deinem Beruf eigentlich glücklich?“
A: „Genau besehen – nein. Ich wählte den Beruf nur, weil ich dafür einen Studienplatz bekam. So wurde ich Ingenieur, wo ich lieber Innenarchitekt geworden wäre. Und die Vorstellung, vierzig Jahre lang vierzig Stunden in der Woche, nur vom kargen Urlaub unterbrochen, ewig angebunden zu sein und den Launen von Vorgesetzten ausgesetzt, die oft weniger vom Fach verstanden als ich, macht mich krank.“
T: „Vielleicht war dann die Arbeitslosigkeit der Katalysator, der dich nachdenklich genug stimmte, dass du dich mit einer Lösung im Sinne des Taoismus beschäftigt hast. Ich hoffe, du wirst tun, was wir besprochen haben. Es wird sich zeigen, ob sich für dich nicht bald andere Türen auftun. Du wirst dann freilich hindurchgehen müssen, ohne Zaudern, ohne Rückfrage. Und du wirst noch etwas anderes lernen: dass im Sinne der taoistischen Philosophie jedes deiner Probleme mit jedem anderen zusammenhängt. Du kannst sie nur als Ganzes angehen. Es ist töricht, nur ein einziges heraus zu isolieren und um seine Lösung zu ringen. Behalte den Überblick über alle Elemente deines Lebens und überlass dich dem Lauf der Dinge. Wenn mit zunehmendem Gelingen dein Vertrauen in die Wirkkräfte des Tao – die schließlich deine eigenen sind – wächst, wirst du dir bald nicht mehr vorstellen können, wie du früher überhaupt zurecht kamst.“

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11 Antworten zu Gespräch mit einem Arbeitslosen

  1. Michael sagt:

    Lieber Theo Fischer,

    das ist ein interessanter Dialog.
    Ich verstehe das so, dass die ständig kreisenden Gedanken und Gefühle in Verbindung mit meinen Erfahrungen die Vorstellung eines Zentrums, eines Denkers, eines Fühlenden, also die Vorstellung des Ego erzeugen.
    Und damit entstehen die ganzen Probleme der Abgrenzung zu anderen, wie z.B. Ehrgeiz, Angst, Neid,usw.
    Wenn ich akzeptiere, dass dieses Zentrum in Wirklichkeit das unermessliche, nicht fassbare Tao ist, aus dem heraus auch die Impulse zu richtigem Handeln kommen und das in allen fühlenden Wesen wirkt, dann kann ich loslassen.
    Dann muss ich aber auch in der Lage sein, die weiterhin noch auftauchenden, ego-zentrierten Gedanken und Gefühle auszuhalten,ohne mich von ihnen mitreissen zu lassen, denn die aus ihnen entstehenden Handlungsimpulse kommen sicher nicht aus der Stille des Tao.
    Das ist sicher keine leichte Übung.
    Sehe ich das richtig?

    Liebe Grüße
    Michael

    • gitti sagt:

      Ich weiß von mir, bis es soweit ist,daß man sich innerlich diesem Dialog stellt-das dauert- doch die Einsichten die daraus entstehen sind befreiend.
      Erst nach dem Aufgeben der Kontrolle, entstehen die Impulse zur Tat.
      Diese Hingabe an das Leben gelingt mir nicht immer. Die alten Muster melden sich von Zeit zu Zeit……..leider.
      Liebe Grüße Gitti

      • Taononymus sagt:

        Liebe Gitti,

        „..Erst nach dem Aufgeben der Kontrolle, entstehen die Impulse zur Tat. Diese Hingabe an das Leben gelingt mir nicht immer. …“

        Damit sprichst Du mir aus der Seele, Danke 🙂

        Fast müssig zu erwähnen: das mit der Hingabe an’s Leben durch Aufgeben der Kontrolle ist auch bei mir oft schwierig 😉

        Liebe Grüße,
        Taononymus

    • Theo Fischer sagt:

      Hallo Michael,

      stimmt alles an Ihrem Kommentar. Es wäre verkehrt, sein Selbst, wie es gewachsen ist, nicht auszuleben. Wir werden es nicht los, und es besteht auch kein entsprechender Handlungsbedarf. Weil das gar nicht funktioniert. Höchstens wenn einer sich schnell im Kreis drehend so lange tanzt, bis er fast bewusstlos ist. Dann bleibt das Ich so lange stumm, bis das Hirn sich von der Rotation erholt hat.
      Viel wichtiger – und einfacher realisierbar – ist dagegen, dem eigenen Selbst eine große Portion Mitgefühl hinzuzufügen. Mitgefühl mit allem außerhalb von Ihnen, aber ebenso kräftig mit sich selbst. Das ist dann kein jammerndes Selbstmitleid – es wird nur ein ähnliches Wort verwendet – es ist die hundertprozentige Zustimmung zu sich selbst. Und die eigene Situation und seine Wünsche aus einem Geist der Stimmigkeit mit sich selber zu sehen, löst jene Wirkungen aus, welche die Magie des Tao ausmachen. Ebenso liebe Grüße TF

      • gitti sagt:

        Lieber Herr Fischer!
        Beim Lesen des Textes an Michael fühle ich mich auch angesprochen. Wie Sie über Stimmigkeit und Mitgefühl schreiben, da wird mir warm ums Herz.
        Danke Gitti

  2. Michael sagt:

    Hallo Herr Fischer,

    das mit dem Mitgefühl ist ein guter Hinweis.
    Wenn ich selbst mit dem Tao verbunden bin, kann ich für andere, die sich in ego-zentrierten Emotionen verfangen haben, Mitgefühl aufbringen und vielleicht sogar helfen.
    Schwieriger ist es bei mir selbst. Wenn ich erkenne, dass z.B. Wut oder Angst in mir hochkommen, dann lasse ich sie kommen und achte auf meinen körperlichen Zustand. An diesem Punkt kann ich mir sagen, dass doch eigentlich nur das alte, eingebildete Ego ums Überleben kämpft.
    Ich fühle mit und akzeptiere alles als zu mir gehörig.
    Das ist, so glaube ich, die Methode mit der es am schnellsten wieder verschwindet.
    So würde ich Mitgefühl und Stimmigkeit mit mir selbst interpretieren.
    Liege ich da richtig?

    Viele Grüße
    Michael

  3. JE sagt:

    Lieber Michael,

    ich hatte mir damals aus Theo Fischers Buch „Tao heißt leben, was andere träumen“ einen Satz herausgeschrieben, der mich in diesem Maße beeindruckt und beschäftigt hat:
    „…..Sie werden deutlicher und lebensnäher als je zuvor mit allem, was in Ihnen ist, spüren, dass Sie die Welt und die Welt und das Universum Sie sind.
    Also lautet die geheime Formel: Das bin ich“.

    Diesen Satz habe ich beim Lesen zunächst zwar „verstanden“, denn er hat mir gut gefallen, weil er mich bestärkt und bekräftigt hat – schließlich, zu einem späteren Zeitpunkt hat sich für mich wie folgt erschlossen:
    Der Schlüssel liegt darin, in Harmonie, d.h. im Einklang, zu sein mit den äußeren Faktoren – in erster Linie aber auch in Harmonie mit sich selbst.

    Dieser Einklang bedeutet nicht „Heiligenschein“, es heißt auch nicht Unterwürfigkeit und für alle Zeiten stillzustehen – im Gegenteil.
    Es ist eine Harmonie mit den Dingen, so wie sie sind und all das, was ich in diesem Moment nicht zu ändern vermag, anzunehmen (einschließlich solcher Charaktereigenschaften, die ich an mir nicht besonders mag).

    Diese Einstellung gelingt mir zugegebener Maßen nicht immer, aber dann weiß ich:
    -Auch- Das bin ich (mit all meinen Unzulänglichkeiten, Ängsten aber auch positiven Gefühlen und Handlungen).

    Ich weiß nicht, ob das exakt das ist, was Theo uns vermitteln möchte, aber es erleichtert das Leben ungemein.

    Sehr herzliche Grüße
    JE

  4. Michael sagt:

    Hallo JE,

    da stimme ich auf jeden Fall zu: in Harmonie zu sein mit sich und allen Unzulänglichkeiten und mit der Welt ist sehr wichtig.
    Ds Zitat von Theo Fischer geht für mich aber noch weiter:
    Tatsächlich entsteht die Welt im Bewusstsein, im Geist des Beobachters.
    So kann sich z.B. dieselbe Sachlage für unterschiedliche Beobachter ganz unterschiedlich darstellen.
    In diesem Sinne ist (so glaube ich) das Zitat gemeint:
    Überall begegne ich meinem eigenen Geist, also mir selbst.
    Dadurch habe ichmehr Einfluss auf die Dinge als ich normalerweise denke.

    Viele Grüße
    Michael

  5. Taononymus sagt:

    Hallo Ihr,

    mir gibt auch dieser Abschnitt vom Schluss des Dialogs oben viel:
    Zitat: „… dass im Sinne der taoistischen Philosophie jedes deiner Probleme mit jedem anderen zusammenhängt. Du kannst sie nur als Ganzes angehen. Es ist töricht, nur ein einziges heraus zu isolieren und um seine Lösung zu ringen. Behalte den Überblick über alle Elemente deines Lebens und überlass dich dem Lauf der Dinge…“

    Diese Sichtweise hilft mir, immer wieder aus dem Tunnelblick und dem „Leben mit Scheuklappen“ auszubrechen, das durch die Tendenz zur Fokussierung auf „DAS anstehende Problem“ (und danach dann auf das nächste „anstehende Problem“) hervorgerufen wird.

    STatt dessen erst mal los zu lassen, zurück zu treten und alle anderen Bereiche meines Lebens wieder wahrzunehmen hat neben der dadurch entstehenden Erleichterung und Gelassenheit oft noch einen weiteren positiven Effekt.
    Ich sehe mich nämlich dann plötzlich in allen Ecken meines Leben immer den gleichen „Mist“ machen und auf den unterschiedlichen Bühnen (privat, beruflich, …) mit unterschiedlicher Besetzung (mal Lebenspartner, mal Kollegen…) und mit unterschiedlicher emotionaler Gestimmtheit doch irgendwie immer das gleiche Stück aufführen.

    Oft frage ich mich dann, inwieweit das bei den anderen genauso ist?
    An diesem Punkt angekommen ist für mich der Schritt zum Mitgefühl mit mir selber UND mit allen anderen Beteiligten sehr naheliegend.

    Viele Grüße,
    Taononymus

  6. Rouven sagt:

    Sehr geehrter Herr Fischer,

    dieser Dialogtext ist direkt eine angenehm pragmatische Zusammenfassung Ihrer Bücher zum Tao/Wu wei.
    Danke für diese Art der Darstellung und ich hoffe, es wird demnächst auch wieder etwas von Mascha Kaléko zu lesen sein, die bisherigen Zeilen fand ich sehr sympathisch, haben mich berührt – wie kann ich das treffend sagen, auch pragmatisch (als würde sie aus mitunter leidlicher Erfahrung schreiben) und verständlich, liebenswürdig tiefsinnig zugleich!

    Beste Grüße aus Bremen

  7. GHG sagt:

    Lieber Theo . wenn man Dich „kennt“, kennenlernen durfte dann weiß ich wie richtig und stimmig diese Texte sind. Da wird nicht „blos“ philosophiert , das Alles bist Du, Du verkörperst Deiner Rede Worte. Nun bin ich strikt und weit entfernt davon einen Guru aus Dir machen zu wollen. Das wäre nur ein Rückschritt im eigenen Denken. Aber ich freue mich einfach an Dir – und an diesen Prozessen teilnehmen zu können ! Viva Tao(rmina) ! GHG

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