Ich muss zum Thema Unnötiges doch noch mal den Mund aufmachen. Bei den Kommentaren hatte ich irgendwie das Gefühl, dass sich hier sympathische Menschen zu einem Thema äußern, dessen harte Seite sie gar nicht kennen. Ich als der Urheber der Diskussion kenne sie: Im Winter 1945 lief ich von Januar bis März ohne Wintermantel herum – weil ich keinen hatte. Als wir 1985 nach Yvoux umzogen, reichten unsere Reserven gerade noch ein Dreivierteljahr. Wir hatten 1986 einen Garten angelegt und besaßen für den folgenden Winter genügend Kartoffeln und ein paar Rote Rüben. Ein befreundeter Biobauer schenkte uns im Herbst ein Zweiliterglas voller Griebenschmalz. Das Schmalz und die Kartoffeln waren alles, was wir den folgenden Winter über zu essen hatten, Geld war keines mehr da. Das letzte hatten wir für Brennholz ausgegeben. So etwa stelle ich mir mit ein wenig besseren Vorzeichen die Situation des Notwendigen vor. Und bei Erfahrungen dieser Art entsteht eine andere Perspektive auf die Dinge zum Überleben und auf das, was darüber hinausgeht.
Euer Theo Fischer
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Wir haben natürlich alle ganz verschiedene Ausgangspositionen zum Thema „Unnötigen und Nötigen“.
Vielleicht verdrehen sich heute die Tatsachen und in dieser Konsum und Spaßgesellschaft ist es bereits Luxus=Unnötig ein einfaches Leben zu führen.
Ich bin kein Moralist, doch ich wohne in einem bekannten Ferienort in Österreich und sehe täglich was sich da an tatsächlich Unnötigem abspielt. Daher enstammt wahrscheinlich meine Reaktion.
Ich denke Chuang tzu in seinem Text wollte uns noch etwas anderes sagen…..!!??
Liebe Grüße vom Wolfgangsee Gitti
Hallo Ihr,
ich denke, hier zeigt sich wieder einmal, wie wenig vergleichendes Nebeneinanderlegen veschiedener Lebensumstände und Lebenserfahrungen weiter hilft. Natürlich haben Menschen, die Kriegserlebnisse durchmachen mußten, ganz andere Notzeiten und Notwendigkeiten erlebt also solche, denen die „Gnade der späteren Geburt“ zuteil wurde.
Aber ich denke, wenn man Kriegserfahrungen in einen Dialog mit Menschen einbringen will, denen solche Erfahrungen erspart geblieben sind, ist das Vergleichen nicht sehr hilfreich, da es letztern nur die Wahl läßt, als „Leute, die nicht wirklich mitreden können“ den Mund zu halten.
Was sie dann auch tun, um nach einigem Zuhören mangels Möglichkeiten, sich selbst ebenfalls einzubringen, früher oder später dicht zu machen.
Und der/diejenige, der/die schon mit den Kriegserlebnissen an sich fertig werden musste und muss macht im Anschluß so zu sagen als Dreingabe noch die Erfahrung, dass „so etwas niemand hören will“.
Fortgeführen könnte er/sie einen Austausch auf dieser Basis allenfals noch mit Menschen aus den Dauerkriegs- und Hungergebieten dieser Welt, so diese überhaupt in der Lage wären, sich auf diesem Blog hier einzufinden.
Aber selbst wenn man einmal annimmt, solche Menschen hätten mitten in ihrer Misere Zugang zum Internet und obendrein noch den Willen, sich hier in der „Wohlstandszone“ zu äußern, dann kann es glaube ich recht schnell passieren, dass sich darunter einige melden, die ihre Lebenssituation mit Handkuss gegen die damaligen Kriegswinter in Deutschland eintauschen würden. Dies legen zumindest Nachrichten und Bilder, die seit Jahrzehnten durch die Medien geistern, nahe.
Und erneut wäre dann ein Gespräch, das aus vergleichendendem Nebeneinanderlegen von Noterfahrungen zur Feststellung, „wer hier noch mitreden kann“ besteht, sehr schnell beendet.
Ich denke, ein Austausch über Kriegserfahrungen ist in jeden Fall notwendig und wünschenswert, nicht nur zwischen der Kriegsgeneration und den später Geborenen in unserer eigenen Gesellschaft, sondern auch zwischen denen, die zur Zeit Kriege erleben müssen und den anderen, die bisher durch die „Gnade woanders geboren zu sein“ verschont geblieben sind.
Nur braucht dieser Austausch eine völlig andere Basis, wenn er für alle Beteiligten fruchtbar sein soll.
Viele Grüße,
Taononymus
Ich denke Herr Fischer, die Situation die Sie schildern, war weniger als das Notwendige, sozusagen im Minus. Ich würde „notwendig“ so definieren, dass man genug hat, um die Not zu wenden und Sie waren in Not, welche sich nicht gewendet hat durch Ihren Besitz, also war es nicht notwendig, was Sie damals hatten, sondern weniger.