Rettet das Tao

Das Blog Die Tao-Baustelle ist ein Versuch, das Tao vor seinen Interpreten zu retten. Wenn Sie unter Taoismus ins Internet schauen, werden Sie rasch feststellen, dass der Begriff Tao mit allem, was im weitesten Sinne chinesisch ist, in Verbindung gebracht wird. Tao erscheint in jedem nur möglichen esoterischen Zusammenhang: Tai chi, Akupunktur, Meditationsformen, alle Elemente des Zen-Buddhismus und selbst Konfuzius wird nicht verschont und dem Taoismus zugeordnet. Und das Tao kann sich nicht wehren, weil der Taoismus eine Philosophie weiser Lebenskunst ist und keine Religion mit Millionen oder gar Milliarden Anhängern. Anhängern, die den Verfälschern von Laotses Überlieferungen mit ähnlich drastischen Racheakten drohen, wie einst die christlichen Anführer mit Häretikern umgesprungen sind und es heute, wie reichlich bekannt, von anderen geistigen Richtungen praktiziert wird.

Das Tao kennt keine Gebote, es verspricht auch keine Belohnung. Wer die Weisheit des Tao im eigenen Leben umsetzt, empfängt seinen Lohn durch das eigene Verhalten und dessen Wirkungen. Im Tao te king, zumindest in der authentischen Übersetzung von Richard Wilhelm, finden Sie keinen einzigen Spruch, der Ichlosigkeit verlangt, und Laotse verteufelt auch das Denken nicht. Gefragt ist allerdings ein anderes, neues Denkmodell, in dem alle menschlichen Gaben, wie Gefühl, Instinkt, Intuition und Verstand sich zu einer einzigen, in sich stimmigen Tätigkeit vereinen. Dies am Beispiel der vielen Lebenssituationen, Krisen und Herausforderungen klar zu machen – das taoistische Denkmodell allgemeinverständlich in unsere Alltagssprache zu übersetzen, und zwar an Beispielen aus der Praxis, ist eines der Ziele meiner Schriften, ergo auch dieses Blogs.

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4 Antworten zu Rettet das Tao

  1. taononymus sagt:

    Wer mal das ganze Ausmaß der zur Zeit in der westlichen Welt kursierenden Pseudo-Heilslehren und Mentaltechniken auf sich wirken lassen möchte, kann dies u.a. mit diesem Buch von Colin Goldner tun: „Die Psycho-Szene“, Alibri Verlag 2000. Der Autor hat sich in einer ziemlichen Herkulesarbeit durch den ganzen Augiasstall durchgewühlt und das darin Gefundene kritisch beleuchtet.
    Interessant finde ich, dass der Taoismus dabei nicht als eigenes Kapitel vorkommt, sondern wenn überhaupt, dann als „angebliche“ Quelle, die im Rahmen der unter die Lupe genommenen „Lehren“ als Rechtfertigung verwurstet wurde. Und insgesamt sind das eigentlich erstaunlich wenige Stellen.
    Der Taoismus scheint in unserer gegenwärtigen Gesellschaft doch recht marktuntauglich zu sein… „Gott“ sei dank 🙂

    • Theo sagt:

      Hallo Taononymus,
      Der Taoismus sollte und darf nicht mit einer östlichen Religion verwechselt werden. Er ist eine Philosophie, und zwar eine der Lebenskunst. Das dürfte der Grund sein, warum der Taoismus nicht markttauglich ist. Es gibt in den Originalschriften keine Gebote, keine Strafen – aber es gibt auch keine Belohnungen aus höchster Hand. Die Belohnung aus einem intelligenten Verhalten, das der taoistischen Weisheit entspringt, kommt aus der eigenen Hand. TF
      .

  2. Peter Kabosch (Cavos) sagt:

    schön dass Sonja Panthöfer Sie für die Wr.Zeitung interviewt hat. Stieß erstmals mit 16 auf TAO und bin froh nun Ihre Webseite kennengelernt zu haben. Werde mich sicherlich öfter mal melden, eventuell auch was diesbez. von mir geben. H. G., Peter Kabosch

  3. Hallo Theo,

    ich habe Dein Buch „Wu Wei“ vor etlichen Jahren gelesen und es war ein sehr gutes Buch, aus dem ich bis heute immer wieder zitiere. Den nicht-fotografierenden Touristen, der es sich lieber gleich direkt ansieht, zum Beispiel. (Hoffe jetzt sehr, dass das wirklich aus Deinem Buch ist….)

    Kurz und gut: Dein Buch hat bei mir damals zu mehr Verständnis und einer viel gelasseneren Lebenseinstellung geführt. Es war Treibstoff für meinen inneren Motor der Entwicklung. Danke dafür und alles Gute Dir und Deiner Frau Sabine.

    Genießt den Frühling!

    🙂

    Michael

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