An der Quelle des Tao 45

Wenn große Vollendung wie unzulänglich erscheint, wird sie unendlich in ihrer Wirkung.

Darum muss große Geradheit wie krumm, große Begabung wie dumm,

und große Beredsamkeit wie stumm erscheinen.

Bewegung überwindet Kälte und Stillhalten überwindet die Hitze.

Ruhe und Stille sind das Richtmaß der Welt.

In seinem 45. Spruch stellt Laotse wie in zahlreichen anderen Texten die Beziehung zwischen dem Tao und dem Verhalten von Menschen her, die sich an seinen Prinzipien orientieren. Es geht ihm um den gewaltigen Unterschied zwischen Schein und Sein. Er wagt sich hier beim Schildern der Wirkungsweise des Tao an die schwierige Aufgabe, etwas zu formulieren, was sich mit der menschlichen Sprache kaum verständlich ausdrücken lässt. Laotses Beredsamkeit muss auf einen Leser, dem das Verständnis für die Tiefen taoistischer Weisheit fehlt, wie sinnloses Plappern wirken. Wenn Sie bei dem Text am reinen Wortlaut Maß nehmen, ist kein Sinn darin erkennbar. In der wissenschaftlichen Theorie wird der Begriff Vollendung mit Perfektion, als die vollkommene Lösung und damit als Endzustand definiert. Aus der Sicht Laotses überschreitet Vollendung den Zenit eines Zustandes und verdichtet sich zu einer von Wissen und Verstand nicht mehr messbaren Qualität. Einer Qualität, die sich in einem unendlichen Zyklus in ihr Gegenteil und wieder zurück verwandelt und genau dadurch jene Magie gewinnt, die sich im Menschen auswirkt, der Sein vor den Schein setzt. Chuang tzu, das Dilemma unverständlicher Formulierungen grundsätzlich ignorierend, drückt es dennoch wunderbar treffend aus: Entzweiung ist dasselbe wie Schöpfung, Schöpfung dasselbe wie Zerstörung. Denn beide werden wiederum durch das Tao auf eins zurückgeführt.  Die größte Geschicklichkeit erscheint wie Plumpheit, die größte Beredsamkeit erscheint wie Stammeln. Wer streitet, tut das deshalb, weil er seiner Sache nicht sicher ist. Ein vollkommener Standpunkt braucht keine Worte. Weiterlesen

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Ostern 2023

Allen  Tao-Leserinnen und -Lesern wünsche ich schöne Osterfeiertage

…….und falls jemand noch einen schönen Ort für die Ferien sucht…….

Cascina la Costa,  Die besondere Ferienwohnung für besondere Gäste

Kein Swimmingpool, kein Fernseher, kein Wellnessbereich, dafür Ruhe und Natur pur, wo sich nicht nur Fuchs und Has Gute Nacht sagen, sondern auch Reh, Dachs und Wildschwein. Man kann hier einfach nur die Seele baumeln lassen, den Bienen beim Honig sammeln zusehen, am Abend den Nachtvögeln zuhören und in den Sternenhimmel schauen. Oder zu Fuß nach Murazzano gehen für einen Capuccino, einen Aperitiv oder ein leckeres piemontesisches Menu. Man kann auch an die Mittelmeerküste fahren oder in die ligurischen Seealpen, nach Alba, Barolo, Genua oder Turin. Man kann probieren, wie sich Ton in den Händen anfühlt oder Töne/Tasten unter den Fingern und in den Ohren.

Man kann einfach mal die ausgetretenen Pfade verlassen und neue Erfahrungen sammeln.

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An der Quelle des Tao 67

Alle Welt sagt, das Tao sei zwar groß, aber sozusagen unbrauchbar.

Aber gerade weil es groß ist, ist es sozusagen unbrauchbar.

Denn wenn es brauchbar wäre, wäre es längst klein geworden.

Ich habe drei Schätze, die ich hüte und mir bewahre:

Der erste ist die Liebe. Der zweite heißt Genügsamkeit.

Der dritte ist, nie der Erste sein wollen.

Durch die Liebe wird man furchtlos. Genügsamkeit macht weitherzig.

Ohne Ehrgeiz kann man Menschen führen.

Wenn man im Kampf die Liebe hat, dann siegt man.

Wenn man sie bei der Verteidigung hat, wird man unüberwindlich.

Wen der Himmel retten will, den schützt er durch die Liebe.

Was meint Laotse in seinem 67. Spruch damit, alle Welt würde dem Tao zwar Größe, aber kaum Brauchbarkeit zugestehen? Was sich anhört, als ob im Universum eine ins Unendliche ausgedehnte Autorität walten würde, die aber  außer eben dieser Ausdehnung dem Menschen keinen Nutzen bringt. Laotse betont  diese Unbrauchbarkeit im zweiten Satz des Spruches sogar noch und begründet diesen Mangel mit der Größe. Um das Rätsel abzurunden, schließt er den ersten Absatz seines Textes mit der Behauptung, das Tao würde seine Größe einbüßen, wenn es brauchbar wäre. Es scheint, als würden diese Sätze in Widerspruch zu allen anderen Verlautbarungen stehen, die uns über das Tao erhalten geblieben sind. Aber der Eindruck täuscht. Mir fiel als erstes die zweifache Verwendung von „sozusagen“ auf. So zu sagen. So redet die Allgemeinheit über ein Etwas, von dem sie nichts weiß. Laotse stiftet gewollt Verwirrung, macht klar, dass dem Unbekannten, Unermesslichen keine Eigenschaften angedichtet werden können, weder groß noch klein, weder brauchbar noch unbrauchbar. Weiterlesen

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Ferienwohnung Cascina la Costa

Es gibt eine neue website von Cascina la Costa mit allen Infos über die Ferienwohnungen, Keramik, Musik, Kurse und Theos Bücher.

Wer mag, kann sie ja mal anschauen: https://www.cascinalacosta.com

Sabine

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An der Quelle des Tao 4

Das Tao ist immer strömend, aber es läuft in seinem Wirken doch nie über.

 Ein Abgrund ist es, der Ahn aller Dinge.

Es mildert ihre Schärfe. Es löst ihre Wirrsale.

Es mäßigt ihren Glanz. Es vereinigt sich mit ihrem Staub.

Tief ist es und doch wie wirklich.

Ich weiß nicht, wessen Sohn es ist. Es scheint früher zu sein als Gott.

Chuang tzu kommentiert den vierten Spruch Laotses in Gestalt eines erfundenen Gespräches mit Konfuzius. Hier lässt er Laotse auf dessen Frage nach dem Wesen des Tao wie folgt Auskunft geben: Das Tao ist dunkel und ungreifbar, schwer zu beschreiben. Ich will dennoch versuchen, es für Euch zu umreißen. Das Licht kommt von der Finsternis und das Aussagbare kommt aus dem Gestaltlosen. Die Lebenskraft kommt vom Tao und die Körperformen kommen aus der Lebenskraft und solcherart entwickeln sich alle Dinge der Schöpfung zu verschiedenen Formen. Das Leben tritt ohne sichtbare Quelle auf und vergeht wieder im Unendlichen. Es steht mitten in einem weiten Ausgedehnten, ohne sichtbaren Ausgang, Eingang oder Bedachung. Wer dem Tao folgt, ist stark an Körper, klar an Geist, von scharfer Sicht und scharfem Gehör. Er verlegt seinen Geist nicht mit Sorgen und passt sich geschmeidig den äußeren Umständen an. Der Himmel kann nicht anders als hoch sein, die Erde kann nicht anders als weit sein und der Mond kann nicht anders als kreisen. Alle Dinge der Schöpfung können nicht anders als leben und wachsen. Vielleicht ist das das Tao. Was der Weise bewahren möchte, ist das, dem hinzugefügt werden kann ohne dass es zunimmt, und von dem fortgenommen werden kann, ohne dass es abnimmt. Unauslotbar, gleicht es dem Meer. Ehrfurcht gebietend beginnt es den Kreislauf wieder dort, wo er endet. Es erhält die gesamte Schöpfung und erschöpft sich nie. Weiterlesen

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Weihnachten 2022

Allen Taoleserinnen und Taolesern wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest                     und ein gutes und gesundes Neues Jahr 2023                                      

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Gibt es Tao wirklich?

Letztes Wochenende hatte ich einen leichten Anfall von Wahnsinn und habe beschlossen, einige Regale umzuräumen, danach mußten auch noch ein paar Schubladen und Schränke dran glauben. Dabei habe ich den untenstehenden Text wiedergefunden. Er hing viele Jahre in meinem Zimmer, und Theo hat ihn regelmäßig bei den Seminaren benutzt.     Nach seinem Tod hatte ich vieles verändert und weggeräumt, und jetzt ist der Text wieder aufgetaucht und ist so passend und beeindruckend wie vor vielen Jahren.                        Sabine

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Einheit – L’Éloge de la Folie

Heute habe ich euch einen Text aus „Tendenzen des Wachstums“ ausgesucht, weil mich ein Leser nach dieser Skulpur von Jean Tinguely gefragt hat.                                                  Das Foto stammt aus dem Museum Tinguely, Basel, mit  dessen freundlicher Genehmigung ich es veröffentlichen darf.

Vor Jahren stand ich einmal in Basel vor einer Installation des Künstlers Jean Tinguely. Es handelte sich um ein grosses Mobilé, bestehend aus Antriebsrädern unterschiedlichster Größe und Form. Sie waren durch Treibriemen, Ketten, exzentrische Gestänge, Kardanantriebe und alle möglichen weiteren mechanischen Verbindungen alle miteinander im Eingriff und bewegten sich, je nach dem Übersetzungsverhältnis mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vorwärts oder rückwärts drehend. Und inmitten dieses bizarren Regelwerkes von Transmissionen befand sich, auf einem Fahrradsattel sitzend, ein menschliches Gebilde. Die Puppe trat mit den Beinen Fahrradpedale und trieb so über die Kette ein Ritzel an, das in das große Räderwerk fest integriert war. Seine beiden Arme bewegten ein weiteres Fahrrad-Pedalrad, dem anstelle der Pedale zwei Handgriffe montiert waren. Auch dieses Rad war über Kette und Ritzel mit dem übrigen Räderwerk verbunden. Das mächtige Kunstwerk zeigte also einen Menschen, der mit Händen und Füßen strampelte und aktiv war. Von dieser Aktion ausgehend, bewegten sich alle Räder, Übersetzungen und Transmissionen des vielgestaltigen, mobilen Mikrokosmos mit. Weiterlesen

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Ferienwohnung La Costa

Im Juli und August sind leider schon beide Wohnungen belegt. Aber im September und Oktober gibt es noch freie Zeiten. Dann ist es auch nicht mehr so heiß hier, und es wird alles wieder grüner.

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An der Quelle des Tao 9

Wer den Bogen überspannt, wird sich wünschen, rechtzeitig aufgehört zu haben.

Wer sein Schwert überscharf schmiedet, dessen Schneide wird nicht lange halten.

Wer sein Haus mit Gold und Edelsteinen füllt, wird sie nicht sicher aufbewahren können.

Wer hochmütig und auf Ehre und Reichtum stolz ist, sät den Samen für den eigenen Untergang aus.

Wer sich zurückhält, wenn das Werk vollbracht ist, erfüllt den Weg des Tao.

In der Phase des aufblühenden deutschen Wirtschaftswunders rief damals der Wirtschaftswissenschaftler Ludwig Erhard das Volk zum Maßhalten auf. Er betonte, eine Volkswirtschaft könne nicht auf Dauer gesund bleiben, wenn die Menschen ihre Ansprüche zu hoch ansetzen würden und nie genug bekämen. Man könnte meinen, Laotses neunter Spruch würde ein Syndrom unserer Zeit abbilden. Der Mensch scheint zu allen Zeiten in seinem Verhalten kein Maß gekannt zu haben, wenn es um Erfolg, Besitz und Macht ging. Offenbar gab es im alten China ähnliche Erscheinungen wie in unseren Tagen, wo Leute, die zehn Milliarden besaßen keine Ruhe gaben, bis es zwanzig waren. Und wer in bescheidenem Wohlstand lebte, war damit keinesfalls zufrieden – man versuchte zu allen Zeiten, aus Wohlstand Reichtum zu machen, und es gab emotional keine Marke der Sättigung, an der menschliche Gier eine Grenze akzeptierte. Laotse wusste um das Krankheitsbild der Sucht nach Reichtum und er wies darauf hin, dass das Mehrfache an Besitz auf keinen Fall automatisch ein Mehrfaches an Sicherheit beschert. Im Gegenteil nimmt die Angst vor Verlust proportional mit dem Anwachsen der Reichtümer zu. Auch war einst wie heute klar: wer sich maßlos bereichert, kann dies niemals tun, ohne dass es zu Lasten seiner weniger begünstigten Mitmenschen geht. Die Gier, immer mehr zu haben und zu erreichen drückt wie kaum ein anderes soziales Krankheitsbild einen tragischen Mangel an Mitgefühl aus. Weiterlesen

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An der Quelle des Tao 6

Der Geist des Tales stirbt nicht, das heißt das dunkle Weib.

Das Tor des dunklen Weibes, das heißt die Wurzel von Himmel und Erde.

Ununterbrochen wie beharrend wirkt es ohne Mühe.

In der Schöpfungsgeschichte der Bibel steht am Beginn die Nacht. Laotse hat seine Sprüche lange nach der Genesis geschrieben, aber ich bin sicher, er hatte keinen Zugang zum israelischen Schriftgut. Dennoch setzt Laotse ebenfalls die Dunkelheit an den Anfang der Dinge. Die Poesie des Satzes „Der Geist des Tales stirbt nicht“ weist auf die unendliche Existenz des Tao hin. Und ich empfinde jedes Mal heimliche Freude, wenn ich wieder eine Textpassage an die Hand bekomme, in der Laotse in einer von Männern beherrschten Welt dem Weiblichen den Vorzug gibt. Weiterlesen

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Ton – Töne – Tao – der etwas andere Urlaub

Ton

                                   Töne

 

 

 

Tao

 

 

 

 

Nachdem das Reisen innerhalb Europas wieder leichter wird und Italien inzwischen ein richtiger „Corona-Musterschüler“ ist, kann man so langsam mit der Urlaubsplanung beginnen.

Wie wäre es also dieses Jahr mit einem etwas anderen Urlaub? Kein Geschrei am Strand oder Swimmingpool, keine Touristenmassen, die sich durch die Straßen wälzen, kein anstrengendes Sightseeing jeden Tag…..

Stattdessen ein ruhiger Ort in einem großen, grünen Garten, zwei gemütliche, rustikale Ferienwohnungen, ein kleines Dorf mit echt italienischem Flair, Burgen, Schlösser, kleine Städte, die man in aller Ruhe anschauen kann, aber nicht muss.

Und dazu etwas für sich selber tun, wegkommen von der Alltagshektik, die Hände mit Ton beschäftigen und dabei Sorgen und Probleme lösen. Musizieren und dabei in eine andere Welt eintauchen. Bei Gesprächen über das Tao eine andere Sicht auf die Dinge gewinnen.

Man kann natürlich auch einfach “nur“ Urlaub machen, faul in der Sonne liegen, lesen, das piemontesische Essen und die Weine der Langa genießen.

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An der Quelle des Tao 8

 

Höchste Güte ist wie das Wasser.

Des Wassers Güte ist es, allen Wesen ohne Streit zu nützen.

Es weilt an Orten, die alle Menschen verachten. Darum steht es dem Tao nahe.

Beim Wohnen zeigt sich die Güte an dem Platz.

Beim Denken zeigt sich die Güte in der Tiefe.

Beim Schenken zeigt sich die Güte in der Liebe.

Beim Reden zeigt sich die Güte in der Wahrheit.

Beim Walten zeigt sich die Güte in der Ordnung.

Beim Wirken zeigt sich die Güte im Können.

Beim Bewegen zeigt sich die Güte in der rechten Zeit.

Wer sich nicht selbst behauptet, bleibt eben dadurch von Tadel frei.

 

Eine treffendere Metapher für das Wirken des Tao als das Wasser zu suchen wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Laotses Denkweise wurde allerdings laut zeitgenössischen Deutungen weniger von der Urkraft und Gewalt des Stromes beeinflusst – diese bevorzugt Chuang tzu – als vom Wasser als Sinnbild der Stärke von Sanftmut und Weisheit. Es weilt an Orten, die alle Menschen verachten. Darum steht es dem Tao nahe. Mit den zwei Sätzen betont Laotse das Nicht-Streben, das Sein an Stelle von Werden, den Verzicht auf Bedeutung. Er vergleicht die scheinbar niedrigste Stellung des wesenhaften Menschen mit dem Wasser, weil sich Wasser immer an den tiefsten Stellen sammelt. Flüsse brauchen Täler, Quellen das Gefälle im Gebirge, um zum Strom zu werden. Weiterlesen

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82 Jahre Leben

Heut vor 8 Jahren ist Theo gestorben. Er war 82. Ein Leben als Steuerberater – Unternehmensberater – Bauer – Schriftsteller, Maler– Taoist. Mit 2 Ehefrauen (hintereinander, nicht gleichzeitig 😉   3 Kindern, 2 Enkelkindern und inzwischen einem Urenkel, den er allerdings nicht mehr kennengelernt hat. Ein Leben mit vielen Höhen und Tiefen. Und ich glaube nicht, dass er irgendetwas davon bereut hat.

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An der Quelle des Tao 25

Es gibt ein Ding, das ist unterschiedslos vollendet.

Bevor der Himmel und die Erde waren, ist es schon da, so still, so einsam.

Allein steht es und ändert sich nicht. Im Kreis läuft es und gefährdet sich nicht.

Man kann es die Mutter der Welt nennen. Ich weiß seinen Namen nicht.

Ich bezeichne es als Tao.

Ihm mühsam einen Namen gebend, nenne ich es Groß. Groß, das heißt immer bewegt.

Immer bewegt, das heißt ferne. Ferne, das heißt zurückkehrend.

So ist das Tao groß, der Himmel groß, die Erde groß, und auch der Mensch ist groß.

Vier Große gibt es im Raum,und der Mensch ist auch darunter.

 Der Mensch richtet sich nach der Erde. Die Erde richtet sich nach dem Himmel.

Der Himmel richtet sich nach dem Tao. Das Tao richtet sich nach sich selber.

In seinem 25. Spruch zeichnet Laotse in einer poetischen, metaphernreichen Sprache die Prinzipien des ewig wirkenden Tao nach. Wir begegnen in diesem Text wieder einmal erneut dem bekannten Dilemma, mit einer für diesen Zweck unzulänglichen Sprache Wesen und Arbeitsweise eines unbekannten Urgrundes zu beschreiben. Man meint beim Lesen des Spruches förmlich Laotses Mühe auf der Suche nach einem Namen zu spüren. Dass er es Tao nennt löst das Problem nicht, weil diese drei Buchstaben keine Hinweise auf seine Wesenseigenschaften enthalten. Laotse entkommt der verbalen Zwickmühle nicht, wenn er synonym auf den Begriff Groß ausweicht. Sofort muss er nachsetzen und Groß erklären, nicht unbedingt gelungen, wie die folgenden Zeilen erkennen lassen. Der Versuch ehrt ihn, etwas niederzuschreiben, was sich jeder Beschreibung entzieht. Darum brauchte speziell dieser 25. Spruch bereits vor 2300 Jahren aus der Feder seiner Interpreten etliches an deutenden Texten. Weiterlesen

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