In den letzten Wochen habe ich eine interessante Feststellung gemacht. Sowohl auf den Ferienhausportalen als auch auf meiner Website Cascina la Costa gibt es kaum noch Besucher. Ist nicht weiter verwunderlich, ich würde im Moment auch keine Reise nach Italien planen. Dafür ist aber jede Menge Betrieb auf diesem Blog hier und auf der TonundTao Seite.
Ich wage jetzt mal eine Interpretation.
Die Menschen sind verunsichert, haben zum Teil wirklich Angst. Und suchen jetzt eine Erklärung – außerhalb der wissenschaftlichen Erklärung – und vielleicht auch ein Rezept, wie man mit all dem umgeht. Und erinnern sich daran, es gab da mal was, nannte sich Tao. Oder sie entdecken es ganz neu, z.B. über ein Buch.
Und jetzt? Das Tao ist kein Gott, zu dem man beten kann, dass dieses Virus so schnell wieder verschwindet wie es gekommen ist. Es ist auch kein Rezept, das ich eben mal anwende, wenn ich mich in einer schwierigen, möglicherweise auch gefährlichen Situation befinde. Genauso wenig, wie es eine Philosophie ist, nach der ich nur in Friede-Freude-Eierkuchen-Zeiten lebe.
Der Taoismus ist eine ganzheitliche Lebensphilosophie, die nur dann wirklich funktioniert, wenn ich sie immer und in allen Lebensbereichen anwende.
D.h. es gibt Dinge, die ich tun kann und auch tun sollte, nämlich weder mich noch andere durch Leichtsinn gefährden, und es gibt Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe, das Virus ist nun mal da.
WuWei heißt nämlich nicht – wie es oft mal missverstanden wird – generelles Nichtstun, sondern es heißt, dann handeln, wenn der richtige Zeitpunkt da ist, die Füße still halten, wenn es nicht der richtige Zeitpunkt ist. Die beiden Dinge voneinander zu unterscheiden, ist vielleicht das wirklich Schwierige am Taoismus.
Das Tao wird nicht verhindern, dass das Virus sich weiter ausbreitet, das können nur wir selber tun. Aber das Tao kann – vielleicht zusammen mit dem Virus – bewirken, dass wir uns mal wieder auf das Wesentliche besinnen, dass wir erkennen, mit wie viel Hohlem und Unwesentlichem wir uns täglich umgeben, und dass wir das zum Anlass nehmen, unser Leben und unsere Einstellung dazu ein bisschen zu verändern.