Meine Worte sind sehr leicht zu verstehen, sehr leicht auszuführen.
Aber niemand auf Erden kann sie verstehen, kann sie ausführen.
Die Worte haben einen Ahn. Die Taten haben einen Herrn.
Weil man die nicht versteht, versteht man mich nicht.
Eben dass ich so selten verstanden werde, darauf beruht mein Wert.
Bis auf den Hinweis auf den „Ahn der Worte“ und den „Herrn der Taten“ scheint Laotses siebzigster Spruch im Vergleich zu anderen Verlautbarungen des Weisen leicht zu verstehen, wie er es auch in der ersten Zeile betont. Doch dieser erste Eindruck täuscht. Selbst Lin Yutang, ein profilierter Interpret alten chinesischen Schriftgutes, macht einen Bogen um den obigen Text. Er übersetzt ihn zwar, doch er lässt ihn unkommentiert stehen. Lediglich den Ahn streicht er heraus und ersetzt ihn durch „In meinen Worten liegt ein Prinzip“ und den Herrn der Taten ersetzt er durch „In den Angelegenheiten der Menschen liegt ein System.“ Im Grunde zwei platte, nichts sagende Sätze. Auch von Chuang tzu, der sonst kaum etwas auslässt, kenne ich keine Stellungnahme dazu. Dabei ist Laotses wehmütige Kritik so etwas von vernichtend in Bezug auf die Verständnisbereitschaft der Menschheit. Weiterlesen